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Flieg kleiner Teppich, flieg

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Die Geschichte vom fliegenden Ministerteppich, der gar nicht fliegen sollte. Oder zumindest nicht im BND-Flugzeug.

Es war einmal ein Entwicklungsminister, der es gut mit dem afghanischen Kleingewerbe meinte. Mittels Teppichkauf wollte er diese Branche persönlich unterstützen. So wird es überliefert. Jedoch vergaß er dabei, dass deutsche Politiker während Dienstreisen nie, nie, niemals nicht eine freie, private Minute für sich haben. Schon gar nicht im Ausland. Private Einkäufe, Mitbringsel gar, sind aus diesem Grund strengstens untersagt. Vielmehr nicht möglich. Deswegen wollen Politiker anderer Parteien schnell prüfen, ob sich der (unwissende) Minister noch bei weiteren Dienstreisen mit privat gekauftem Gut bereichert hat.

Doch ist das Märchen an dieser Stelle noch längst nicht aus. Im Gegenteil. Von Flugunfähigkeit befallen, nutzte der Teppich den ohnehin nach Deutschland aufbrechenden BND-Flieger als Mitfluggelegenheit. Wie sollte er auch ahnen, dass sein Besitzer damit in Teufels Küche – oder besser ins Visier der Steuerfahnder gerät…

Sicher, verzollen und versteuern muss sein. Aber ganz im Ernst, ist es nicht allzu menschlich, eine Transportgelegenheit wie diese gerne anzunehmen. Zumal die 20, 30 Kilo Teppich den Treibstoffverbrauch sicher nicht in unermessliche Höhen getrieben haben werden. Der Pilot hat keinen Zwischenstopp im Ministergarten gemacht. Und die Abholung vom Flughafen hat der Fahrer vom Herrn Niebel übernommen.

Steuerhinterzieher, die ihr Schwarzgeld (in Millionenhöhe!) in der Schweiz verstecken und nur durch mehr oder weniger Zufall entdeckt zu werden drohen, kommen mit einer Selbstanzeige straffrei davon – und beim Minister, der vielleicht doch mal ein paar Minuten Privatmann sein darf… ???

Vorbildfunktion hin oder her – wollten wir nicht immer Menschen als Politiker? So richtige Menschen. Mit kleinen Ecken und Kanten. Und ab und zu auch mal kleinen Fehlern. Oder sogar Schussligkeiten, die manchmal aus reinem Versehen passieren.
Hmm.
Nicht?

Liebe Hamburger Schüler, liebe Schulbehörde

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Hiiilfe – bis zu 15 Zentimeter Schnee haben sich angekündigt. Auch kalter Wind ist nicht auszuschließen. Hamburg, vor drei Tagen!

Bei diesen Bedingungen können wir unsere Kinder unmöglich zur Schule schicken. Geht ja gar nicht. Was in anderen Ländern Winter mit zeitweiligem Schneefall genannt wird, bekommt (nicht nur) in Hamburg sofort den Begriff „Unwetter“ verpasst. Davor muss eindringlich gewarnt werden!

Liebe Kinder, bitte die Häuser nicht verlassen, denn gefrorene wunderhübsche Eiskristalle könnten sich auf eure zarten Mützen (bestenfalls) oder Haare absetzen. Ihr könntet in die Versuchung einer spaßigen Schneeballschlacht geraten und – wer will das schon wollen – mit rotgekühlten Nasen und Wangen die Hügel mit einem Schlitten runtersausen.

Nein, das wollen wir euch natürlich ersparen!
Schlimm genug, dass unsere Eltern uns von solch äußerst lustigen Gemeinschaftserlebnissen mit dem weißen Himmelspuder NICHT fernhielten!
Selbst die Schule hatte an derlei schrecklichen Tagen geöffnet und wir MUSSTEN dort am UNTERRICHT (Definition: Wissensaufnahme) aktiv teilnehmen.
Früher – als der Winter noch als jährlich wiederkehrende Jahreszeit galt. Nicht etwa als unliebsamer Gefangener, der jedes Jahr – seltsamerweise zur gleichen Zeit – „ausbricht“ und Angst und Schrecken verbreitet.

Mussten wir noch – man mag es kaum glauben – durch zentimeterhohen Schnee zur Schule stapfen (alternativ sind auch Busse gefahren), wird euch, liebe Nachwuchselite, sofort Bildungsurlaub gewährt. Alles zu eurem Besten, versteht sich. Denn es könnte ja sein – und ich rede lediglich von Hamburger Schulen – dass für euch ausgerechnet an diesem kalten Wintertag Frischluftunterricht vorgesehen war. Weiß man ja alles nicht. Dass die Heizung in den Klassenräumen womöglich den arktischen Temperaturen von geschätzten -5 Grad Celsius nicht stand hält. Dass sämtliche Lehrer im Verkehrschaos stecken und ihr lehrerseelenallein auf dem rutschigen Schulgelände ausharren müsst.

Dass morgens während und lange nach dem Ausrufen des Schulfreis noch nicht eine einzige Flocke den Weg auf Hamburger Asphalt gefunden hat, spielt dabei keine Rolle. Es hätte ja auch anders sein können.

Ich denke auch, wir sollten unsere Bildungselite – unsere Zukunft – weiterhin schön fest in Watte einwickeln. Liebe Hamburger Schulbehörde, hiermit beantrage ich das Freistellen der Schüler bei folgenden Katastrophen:

– leichter Husten und sei es nur durch Verschlucken – die Seuchengefahr ist unberechenbar

– leichte bis akute Mitmach-Unlust – zu hoch die Ansteckungsgefahr auf Schüler und Lehrer

– vergessene Hausaufgaben – die Schüler sollen nicht bestraft geschweige denn seelisch verletzt werden

– angekündigte Regenschauer – nasse Schülerköpfe können sicher nicht gut denken

– Wind – wer will schon, dass die Kinder wegfliegen

erhöhter CO²-Ausstoß, plötzliche Temperaturschwankungen, eigener oder anverwandter Geburtstag…

Grillen, Chillen, Abfüllen – Wahlkampf ist angesagt

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grillen, chillen, klönen - wat für ne Einladung an die Jugend

grillen, chillen, klönen - wat für ne Einladung an die Jugend

Es ist mal wieder soweit, die Herren und Damen Politiker gehen auf die Pirsch und nehmen insbesondere die Jungwähler ins Visier. Oder versuchen es zumindest.
Mit „grillen, chillen, klönen“ sollen die Nachwuchs-Kreuzchen-Macher in Hamburg zum lockeren Plauderstündchen mit einem der SPD-Kandidaten gelockt werden.

„grillen, chillen, klönen“

man muss es nun wirklich nicht oft lesen, bis Zunge und Gehör die Fehlermeldung ans Gehirn rausgeben.

Zum einen reimen sich nur die ersten zwei Wörter, zum anderen müssen die Jungwähler das Wort „klönen“ wahrscheinlich erstmal bei Google „nachschlagen“. Klönen tun Rentner. Aber doch keine Jugendlichen!

„grillen, chillen, saufen“, fällt meinem großen Schatz sofort ein Wortersatz ein, der die 18- bis 20-Jährigen durchaus anzuziehen vermag. Aber das löst noch nicht das Problem des Reimes…

„grillen, chillen, abfüllen“, haut mein noch fast als Jungwähler durchgehender Schatz nach kurzer Denkpause raus und erntet sofort reichliche Anerkennung meinerseits.

„Grillen, Chillen, Abfüllen“ Liest sich vielleicht nicht perfekt (aber mit großen Anfangsbuchstaben schon besser). Doch dafür zergeht es einem regelrecht auf der Zunge…

Würde den Jungwählern genauso ergehen. Zumal die Adresse äußerst vielversprechend wirkt (eine meiner Lieblingsstraßennamen in Hamburg)!

Dass die dort aufschlagenden jungen Besucher dann statt feucht-fröhlicher Poolparty ein trockener Klönschnack erwartet, ist noch nicht mal das Verkehrteste. Brauchen die Jungwähler das Wort „Wahlversprechen“ zumindest nicht per Handy in die Google-Suche eingeben 😉