„Wir müssen nur mal kurz in den Nähladen“, bereite ich Sohnemann auf unseren erst Stopp beim kleinen Mama-Sohn-Samstagmittagbummel vor. „Geht auch ganz schnell. Ich will dort nur was fragen.“
Nur was fragen oder nur mal eben was kaufen – das wollten in meinem kleinen Lieblingsladen offensichtlich noch viele andere bei gestrigem Sonnenschein. Das Geschäft gerappelt voll, quetschen wir uns erstmal in den hinteren Gang. Wenn das sowieso noch ein Weilchen dauert, kann ich ja schnell mal Stoffe gucken. Und außerdem brauch ich noch etwas Schrägband. Mehr nicht für heute. Aber Stoffe gucken, gehört zum wunderbaren Pflichtprogramm.
„Oooh, guck mal, es gibt neue Muster in der Zuschnittkiste“, stelle ich überrascht fest. Das erste Mal seit einem Jahr! Ausgerechnet an dem Tag, an dem ich gar keinen Stoff kaufen will. Aber nun – nun liegen dort neben den üblichen gestreiften, gepunkteten und geblümten Baumwollquadraten plötzlich kleine Wale, rote Elefanten, grüne Zebras und… hach, wie niiiiedlich. Jetzt, wo ich in den nächsten Tagen eine Wimpelkette für Baby nähen will. Passendes Material habe ich bereits alles zu Hause – in meiner Endlich-mal-aufbrauchen-Kiste. Aber nun… Nun kann ich wirklich nicht vorbei, ohne mindestens vier verschiedene Muster mitzunehmen. (Beim Kauf von vier Stücken lässt sich dreizig Prozent sparen.) „Aber wirklich nur vier“, ermahnt mich mein Gewissen. Dabei fällt die Auswahl dieses Mal extrem schwer.
Die Schlange an der Kasse verkürzt sich langsam. Wir sind an der Reihe. Die Verkäuferin klagt kurz ihr Leid über die unerwartet hohe Kundenschar um diese Zeit. Sie versucht mir bei meinem Problem – das mich eigentlich in den Laden geführt hat – bestmöglich zu beraten. Wir zahlen und gehen.
Gehen aus der Tür heraus – als plötzlich mein Blick auf den Reste-Korb vor dem Eingang fällt. Normalerweise ein Muss bei jedem Besuch. Auch wenn ich noch nie etwas Tolles dort herausgefunden habe. Wie heißt es so schön? Einmal ist immer das erste Mal?!
Eulenmuster!!! Meine Mutter liebt Eulen. Eine Tasche aus diesem Material wäre ein super Geschenk für Zwischendurch. Dumm nur, dass es zwei verschiedene Eulenmuster gibt. Weißer Hintergrund, schwarzer Hintergrund. Eine Entscheidung zwischen den beiden ist in diesem Fall unmöglich. Und zwei Taschen schaden irgendwie auch nicht. (Bleibt eine für mich 🙂 .) Und dann wären da noch die lila Apfelhälften, die ich im letzten Jahr schon bewundert habe. Keine Ahnung, was ich daraus machen werde, aber es wird sich schon was finden, oder? „So, jetzt nochmal kurz bezahlen, dann können wir weiter“, verspreche ich Junior, bevor mir im nächsten Moment einfällt, ich sollte vielleicht den gesamten Korb einmal durchsuchen. Wer weiß, was sich noch so darin finden lässt. Und siehe da – Taadaaaa: schöner, weicher Jersey mit Babymotiven. Hach, wie könnte ich den so achtlos liegen lassen…
Nun ja, das widerspricht zwar extrem meinem Vorsatz „erst vorhandene Materialien aufbrauchen – und neue nur kaufen, wenn eine konkrete Verwendung gesichert ist“. Aber „an manchen Dingen, lässt sich einfach nicht vorbeikommen“, erkläre ich der verdutzten Verkäuferin beim zweiten Bezahlvorgang.
Dabei war ich im letzten Herbst so stolz auf mich, endlich der enormen IKEA-Verführung widerstehen zu können (was übrigens bei weiteren Besuchen dort erfolgreich angehalten hat) und nun bin ich der nächsten Schwäche verfallen. Seit einem Jahr. Egal, ich halte mich dann einfach an den Spruch: „Stärke heißt auch, zu seinen Schwächen zu stehen“. Genau!
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